Die Ergebnisse des Planungswettbewerbes und der Sieger-Entwurf für das "Haus der Versuchungen" werden am 3. Dezember erwartet. Alle Wettbewerbsarbeiten werden anschließend in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert.
Zur Ausstellung "BE.LIKE.ME. Social Media und ich", die noch bis 15. November 2024 zu sehen ist, können Ausstellungsplakat und -katalog direkt in der Ausstellung erworben werden.
In der Stiftung Welt der Versuchungen in Erfurt sind zum nächstmöglichen Termin folgende Positionen zu besetzen:
Ausstellungsort: Anger 28/29, Eingang Lachsgasse
Laufzeit: 16. August bis 15. November 2024
Öffnungszeiten: tägl. 11-18 Uhr, DO 11-20 Uhr, DI geschlossen, für Schulklassen nach Buchung ab 9 Uhr geöffnet
Welche menschlichen Bedürfnisse werden von den Sozialen Netzwerken angesprochen? Wie wirkt sich die Nutzung von Sozialen Medien auf unser Gehirn aus? Welchen Einfluss haben Algorithmen und wie können uns App-Mechanismen unter Druck setzen und suchtartiges Verhalten fördern? Diesen und weiteren Fragen geht die neue Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen BE.LIKE.ME. Social Media und ich auf den Grund, zu sehen bis 15. November 2024 am Anger 28/29 in Erfurt.
Seit den 2000er-Jahren boomen Apps wie Facebook und X (ehemals Twitter), Insta und BeReal, Youtube, Snapchat und TikTok – nahezu jede:r hat irgendwo ein Profil, stellt Posts, Bilder und Videos online und kommentiert die der anderen rege. Im Smartphone-Zeitalter durchdringen sie uns individuell, politisch und gesellschaftlich, beruflich und privat. Egal wo, und immer: jetzt. Wir nutzen Social Media für Kontakt und Information, soziale Teilhabe, Partnersuche, Konsum, zur Zerstreuung, Stimulation und nicht zuletzt, um nichts zu verpassen sowie zur Selbstbestätigung auf der Jagd nach Likes.
„Dass uns diese veränderten Lebensgewohnheiten einerseits Chancen bieten, andererseits aber auch mental, körperlich und persönlichkeits-rechtlich viel abverlangen, ist das eine. Dazu können sie auch suchtartiges Verhalten fördern“, sagt Susanne Rockweiler, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen. „Das Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken sowie Mechanismen, die uns Menschen als soziale Wesen eigen sind, und die sich Hersteller von Apps zunutze machen, wird BE.LIKE.ME. aus Perspektive der Nutzer:innen mit allen Interessierten diskutieren – mit zusätzlichem Fokus auf junge Menschen und Familien. BE.LIKE.ME verschafft einen ersten Einblick und lädt zum Gespräch ein mit sich und anderen.“
Die weitgehend interaktive und partizipative Ausstellung vereint wissenschaftliche Erkenntnisse der aktuellen Hirn- und Verhaltenssuchtforschung mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen. Gezeigt werden Arbeiten von: Dries Depoorter, Anaïs Goupy, Jeppe Hein, Marc Lee, Jonas Lund, Volker März, Maria Mavropoulou, Erwin Stache, Paula Wolber, Faina Yunusova, Bettina Zachow sowie die drei gemeinsam arbeitenden Künstler des ZKM (Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe) Bernd Lintermann, Florian Hertweck und Peter Weibel.
STATEMENTS
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen:
Medien, Technik, Zugänge und wie sie genutzt werden – gerade auch von Jugendlichen – haben sich in den zurückliegenden zehn Jahren grundlegend geändert. Soziale Medien erleben weiterhin einen gigantischen Hype. Es gibt eigentlich keinen Ort und keine Zeit mehr auf dieser Welt, wo nicht gestreamt, gechattet, gezockt, gepostet und gelikt wird. Der Markt dafür ist global, innovativ und unglaublich umkämpft. Deshalb wird auch alles genutzt, was technisch möglich ist. Algorithmen sorgen dafür, dass das Belohnungszentrum permanent angesprochen wird. Das hat natürlich Folgen – schwerwiegende dazu. Es wird immer schwieriger, auch das eigene Medienverhalten zu kontrollieren, aber noch prekärer ist, dass sich Kinder und Jugendliche immer früher etwa an die Mechanismen von Glücksspiel oder auch Sozialer Netzwerke gewöhnen.
Als Sucht- und Drogenbeauftragter setze ich mich dafür ein, dass Mediennutzung beherrschbar bleibt und dass wir Kinder und Jugendliche wirkungsvoll schützen. Medienabhängigkeit und achtsame Mediennutzung sind mir wichtige Anliegen. Nicht zuletzt, weil es immer wieder Schnittmengen zwischen klassischen Suchtmitteln und Verhaltenssüchten wie Mediensucht gibt. Wir müssen besser verstehen und erkennen, wie und wo Probleme mit der Mediennutzung entstehen – bei Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen.
Umso wichtiger ist die interaktive Ausstellung BE.LIKE.ME. Social Media und ich der Stiftung Welt der Versuchungen. Sie zeigt beide Seiten einer Medaille, verteufelt nicht pauschal, setzt den digitalen Finger aber in die richtigen Wunden. Sie hilft somit, dem Thema Social Media die notwendige Aufmerksamkeit in Politik und Gesellschaft zu verschaffen.
Heike Werner, Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie:
Das Smartphone und die Sozialen Netzwerke haben unser aller Leben verändert. Sie haben es in vielerlei Hinsicht vereinfacht, es in mancher Hinsicht spannender, informativer, vernetzter, inspirierter gemacht. Ein Leben ohne sie ist für die meisten von uns undenkbar geworden. Aber das Smartphone und seine Funktionen haben auch unser soziales Miteinander, unser Verhältnis zueinander und zu uns selbst geändert. Und das in einer Weise, die vor 20 Jahren noch undenkbar war und deren Ausmaß und ambivalente Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft noch gar nicht 100-prozentig abzuschätzen sind. Gerade Social Media-Apps spielen bei diesen gesellschaftlichen Veränderungen eine bedeutende Rolle. Fast alle nutzen wir die Sozialen Netzwerke täglich – auch Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern oder Elternteile. Dagegen ist per se gar nichts einzuwenden. Aber zum Teil werden sie eben leider auch in einem kritischen und gesundheitsgefährdeten Ausmaß genutzt. Darüber sollten wir reden – und die Stiftung Welt der Versuchungen liefert mit der Ausstellung BE.LIKE.ME. Social Media und ich einen wunderbaren Ausgangspunkt für eine generationenübergreifende Diskussion dazu.
Matthias Brand, Psychologe und Verhaltenssuchtforscher an der Universität Duisburg-Essen (Forschungsschwerpunkt: Internetbezogenes Suchtverhalten):
Social Media sind nicht von sich heraus gut oder schlecht – es kommt auf die individuelle Nutzung an. Für eine funktionale und unproblematische Nutzung ist es wichtig, sich selbst in Disziplin zu üben, so unsexy das auch klingt. Zum Beispiel selbst festlegen, wann und wie häufig Social Media im Tagesablauf für was genutzt werden sollen, anstatt auf die einkommenden Nachrichten sofort zu reagieren. In Kürze: Es ist wichtig, selbst zu bestimmen, wie ich welche Social Media nutze und es ist wichtig, darauf zu achten, dass Social Media nicht zum alles bestimmenden Element des Alltags werden, sondern andere Aktivitäten ebenso wesentlich und bereichernd sind. Und dabei ist auch zentral, sich selbst vor Augen zu führen, wie die eigene Nutzung ist und sie ggf. durch selbstbestimmte Regeln einzuschränken. In anderen Bereichen schaffen wir das auch. Gleichzeitig stellen wir fest, dass es einigen Personen nicht gut gelingt, ihre Social Media Nutzung selbst zu regulieren. Sie erleben eine verminderte Kontrolle über ihre Nutzung, Social Media bekommen eine immer stärker werdende Priorität im Alltag und andere Aktivitäten werden vernachlässigt, und sie nutzen Social Media exzessiv, obwohl sie dadurch negative Folgen und Beeinträchtigungen im Alltag erleben bzw. darunter leiden. Dann sprechen wir von einer suchtartigen Nutzung. Dafür sollten Therapie- und Beratungsangebote ausgebaut werden, damit Betroffenen besser geholfen werden kann. Das gilt für Verhaltenssüchte insgesamt, also auch für z.B. die Computerspielstörung. Gleichzeitig gibt es keinen Grund für eine allgemeine Panik – die überwältigende Mehrheit der Nutzenden hat kein Problem mit Social Media. Damit das so bleibt, sollte dem Thema Medienkompetenz in der Schule, aber auch im privaten Umfeld mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
BE.LIKE.ME. Social Media und ich
Eine Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen
Ausstellungsort: Anger 28/29, Eingang Lachsgasse
Laufzeit: 16. August bis 15. November 2024
Öffnungszeiten: tägl. 11-18 Uhr, DO 11-20 Uhr, DI geschlossen, für Schulklassen nach Buchung ab 9 Uhr geöffnet
Eintrittspreise:
Regulär: 7 EUR
Ermäßigt: 5 EUR
Schüler:innen: 3 EUR
Abbildung: Key Visual, BE.LIKE.ME. Social Media und ich – ein Projekt der Stiftung Welt der Versuchungen. Created with Midjourney by Naroska, 2024.
Eindrücke von der Ausstellungseröffnung:
Fotos: Elisabeth Langer
Bau und Einrichtung des Ausstellungshauses wird
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
Kooperationspartner:
Medienpartner:
FÜHRUNGEN
SCHULKLASSEN
dialogische Führung mit bildnerisch-praktischer
Arbeit ab Klasse 7; Preis: 3 EUR pro Schüler:in,
Begleitpersonen frei; tägl. (außer DI) ab 9 Uhr,
nur mit Anmeldung über:
https://welt-der-versuchungen.de/de/schulklassen
KURATORENFÜHRUNGEN
für geschlossene Gruppen, Preis: 60 EUR Pauschale zzgl.
5 EUR ermäßigter Eintritt p. P.;
bei Studierendengruppen entfällt die Pauschale;
mind. 10 Personen; max. 25 Personen
nur mit Anmeldung über:
https://welt-der-versuchungen.de/de/gruppen
FRISCHEKICK IN DER MITTAGSPAUSE
drei Werke – ein Getränk; jeden MI, 12.30 Uhr
Preis: 5 EUR p. P.; max. 25 Personen; ohne Anmeldung
WIE GEHT ES DIR – SOCIAL MEDIA UND DU war die Frage, die die Stiftung Welt der Versuchungen Schüler:innen der IGS Erfurt und der TGS Albert Einstein in Sömmerda gestellt hat, begleitet von Workshops und einer Handreichung für Lehrkräfte. Sie bat die Jugendlichen um je eine Antwort in Form von Bild und Kurztext. In der Ausstellung sind über 30 Smartphones mit Ein-Bild-Erzählungen zu finden, begleitet von oft lyrischen Texten. Sie laden ein zum Swipen und geben Einblicke in die Lebenswelten um und über Social Media der 14- bis 17-Jährigen.
Die Ergebnisse erstaunen. Sie präsentieren eine beeindruckende bildnerische Kraft und Expressivität und nutzen den Freiraum der Kunst.In Text und Bild zeigen einige, dass sie ihre analogen Interessen auf den Plattformen zur Vertiefung nutzen; andere, dass sie sich der exzessiven Bildschirmzeit bewusst sind, dem Sog von Instagram, TikTok & Co., der Nachrichten, die zuerst real erscheinen, dann doch Fake News sind, die ratlos machen.
In den Workshops war oft zu hören: „Ich kann nicht aufhören, Soziale Netzwerke zu nutzen, weil alle anderen es auch tun“; „ich greife zum Handy, weil ich nicht an etwas Unangenehmes denken möchte“; oder „beim Abendessen liegen auch die Handys meiner Eltern auf dem Tisch“.
Diese Serie soll Anstoß geben, nachzufragen, sich in Familien und im Freundeskreis auszutauschen und Goldene Regeln zu verhandeln: Wie handhaben wir es mit Smartphones bei Tisch? Wie beim Treffen mit Freund:innen? Wo sind Social Media-freie Zonen?
Machen Sie mit Ihrer Schulklasse auch mit! Die hier zur Verfügung gestellte Handreichung für Lehrkräfte wurde zusammen mit dem Präventionszentrum der SiT erarbeitet und beinhaltet Übungen und Methoden für die kritische Auseinandersetzung mit Social Media.
Zum Download:
Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen
Handreichung über Objekte der Künstlerin Maria Mavropoulou
Handreichung über Objekt des Künstlers Volker März
Erkundungstour durch die Ausstellung
Vergangenes Projekt: ERFURT CALLING
Ein Projekt zur Teilhabe, zum Stärken und zur Suchtprävention junger Menschen
Juli 2023
Die Stiftung Welt der Versuchungen lud zwei Thüringer Schulklassen ein, zwei alte Telefonkabinen umzugestalten. Das Ziel: kleine Wohlfühlinseln. Die Gestalter:innen: Schüler:innen der neunten Klasse der Staatlichen Gemeinschaftsschule Albert Einstein, Sömmerda, sowie der IGS Erfurt.
In Workshops und in Zusammenarbeit mit zwei künstlerischen Mentor:innen – Julia Heinemann von der Bauhaus-Universität Weimar und Michael Künstler aus Erfurt – entwickelten die Schüler:innen Gestaltungsentwürfe für den Umbau. Es wurden Ideen diskutiert. Es wurde gedacht, gesprochen, verhandelt, gemessen, gerechnet (begrenzter Einkaufsetat), skizziert und gebaut.
Schnell war klar, dass Musik eine zentrale Rolle einnehmen wird – als Teil der Lebenswelt dieser Generation, der eigenen Identität und Ausdruck von Kreativität
Die Klasse 9b der IGS Erfurt gestaltete ihr Telefonhäuschen zu einer Clubtoilette um, die von außen wie ein "Beichtstuhl" aussieht – beides Orte, an denen Tratsch und dunkle Geheimnisse geteilt werden, wo man Frust und Freuden teilt. Die TGS Albert Einstein, Sömmerda nutzte für ihr "Tanzi" Graffiti, Bücher und Fotos und kreierte einen Wohlfühlort zum Abhängen, Musikhören, Lesen, Tanzen und Nachdenken.
Mit einer open-air-Präsentation wurden die fertigen Häuschen eine Woche lang (6. – 12.7.2023) in der Innenstadt der Landeshauptstadt ausgestellt und der Öffentlichkeit nutzbar gemacht – als sozialer Miniraum, als private Kapsel auf Zeit und als Generationen übergreifender Musik- und Austauschort.
Besucher:innen konnten dabei ihr Smartphone mit den eingebauten Bluetooth-Boxen verbinden und die eigene Playlist oder die der Schüler:innen hören. Die alte, recycelte Telefonzelle des öffentlichen Raums wurde auf diese Weise von der Handy-Generation einem neuen, kulturellen Nutzen im öffentlichen Raum zugeführt.
„Was hat ERFURT CALLING mit Suchtprävention zu tun? Verschiedene Gründe: Drei Tage denken, skizzieren, sich austauschen und verhandeln, dies alles ganz analog, um gemeinsam herauszufinden, was einen Wohlfühlort der Maße 1 x 1 x 2,20 Quadratmeter ausmacht. Die Kernfrage: Was tut mir gut? Die Antwort: vor allem Musik, auch Tanzen, Gemeinschaft und das Freisetzen eigener kreativer Ressourcen. Musik und Kunst selbst machen tröstet und stärkt in allen Lebenslagen. Dann die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, wenn das Werk vorgestellt wird. Gesehen werden, gelobt werden. Das macht fröhlich und glücklich. Dies alles stärkt und ist Suchtprävention", so Susanne Rockweiler, Kuratorin und erste Vorständin der Stiftung Welt der Versuchungen.
Die Häuschen werden in der Ausstellung „On A Night Trip“ vom 20. Oktober bis 10. Dezember 2023 in der Defensionskaserne auf dem Petersberg erneut gezeigt.
Die gemeinnützige Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines innovativen Projektes. Sein Ansatz ist es, Suchtprävention, Gesundheitsförderung und die Künste in einem neuen Ausstellungshaus miteinander zu verbinden. Damit möchte die Stiftung möglichst viele Menschen ansprechen, in ihren unterschiedlichen Lebenswelten erreichen und sie mit Musik, bildender Kunst oder starken Installationen abholen und sie zum Gespräch und Nachdenken einladen. Klischees werden so aufgebrochen und ein ehrlicher Umgang mit der Thematik möglich.
Das Ausstellungskonzept geht mit kultureller Vermittlungsarbeit einher, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wendet. Die Besucher:innen – egal welchen Alters – sind eingeladen, selbst aktiv zu werden. Wer mag, kann nach dem Ausstellungsrundgang das Gesehene und Erlebte in eigene Arbeiten übersetzen. Für Schulklassen werden spezielle bildnerisch-praktische Workshops angeboten. Das Ergebnis kann eine Zeichnung sein, eine Skulptur oder eine Plastik, ein Rap oder ein Comic. Ferner wird das Haus Vorträge, Diskussionen, Lesungen oder auch Konzerte anbieten, sowie Weiterbildungen für Multiplikator:innen. Damit zeigt und öffnet es sich als ein besonderer Ort für gesellschaftspolitische Debatten, die sich den Themen Sucht und Rausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst widmen.
Die Stiftung hat einen Stiftungsrat. Er setzt sich aktuell aus fünf Persönlichkeiten unterschiedlicher Disziplinen – wie z. B. der Suchtprävention, des Gesundheitsmanagements oder der Kinder- und Jugendbildung – zusammen.
Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet die Stiftung in ihrer Arbeit (s.u.).
TEAM
Dr. Susanne Rockweiler
1. Vorständin | Chefkuratorin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 31
Denise Seifert
Projektentwicklung
Tel.: +49 361 - 30 25 79 36
Susn Kuchenreuther
Verwaltung | Vorstandsbüro
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Sara Stehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 34
Andrea Radtke
Referentin PR und Marketing
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Marieluise Hörner
Mitarbeiterin wissenschaftliche Recherche
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Saly Dabaa (zurzeit nicht im Dienst)
Verwaltung | Assistenz
Tel.: +49 361 - 30 25 79 33
Vera Jurickova
Verwaltung | Assistenz
Tel.: +49 361 - 30 25 79 33
Justus Borzym
Volontär PR und Marketing
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Julia Meyer
Social Media
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Yannick Stock
BFD
v.l.n.r. 1. Reihe:
Marieluise Hörner (studentische Hilfskraft),
Susn Kuchenreuther (Verwaltung)
v.l.n.r. 2. Reihe:
Thomas Bader (Stiftungsratsvorsitzender),
Denise Seifert (3. Vorständin, Projektentwicklung),
Dr. Susanne Rockweiler (1. Vorständin, Chefkuratorin),
David Fritzlar (2. Vorstand, Geschäftsleitung Suchthilfe in Thüringen),
Katrin Schnell (stellvertr. Stiftungsratsvorsitzende, Leiterin Präventionszentrum der SiT)
WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT:
Matthias Brand (*1975) ist ein renommierter Psychologe und Professor für Allgemeine Psychologie: Kognition an der Universität Duisburg-Essen. Er leitet dort das Zentrum für Verhaltenssuchtforschung und beschäftigt sich intensiv mit den psychologischen und neurobiologischen Grundlagen süchtigen Verhaltens.
Gregor Burkhart (*1964) ist promovierter Mediziner, Mitbegründer und momentan Präsident der European Society for Prevention Research (EUSPR) sowie leitender wissenschaftlicher Analyst der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Portugal.
Katja Naie (*1974) ist Neurowissenschaftlerin und Stiftungsmanagerin der Schering Stiftung. Als Mit-Initiatorin des Onlinemagazins www.dasGehirn.info, das sie bis 2014 leitete, war sie an der Planung und dem Aufbau des ersten deutschen Online-Informationsportals zum Thema Gehirn beteiligt.
Maximilian von Heyden ist Sozialpädagoge und Gesundheitswissenschaftler. Als Gründer und Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Organisation FINDER Akademie widmet er sich bundes- und europaweit der Professionalisierung von Gesundheitsförderung und Prävention.
Rainer Spanagel (*1961) ist Pharmakologe und Suchtforscher. Er leitet das Institut für Psychopharmakologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und lehrt Neuropharmakologie an der Universität Heidelberg.
Mehr Informationen zu den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirates zum Download (.pdf)
ZUR GENESE DER STIFTUNG
In einer von Wandel und der Pandemie geprägten Zeit stehen Suchtprävention und Gesundheitsförderung vor großen Herausforderungen. Um die besonderen Belastungen der Gesellschaft aufzufangen, müssen die Angebote besonders wirksam und attraktiv sein. Suchtprävention will dazu beitragen, innere Stärke und Stabilität zu erlangen, um in kritischen Lebenssituationen auf alternative Verhaltensweisen zurückgreifen zu können. Wirksame Präventionstechniken sollten eher unsichtbar sein, emotional wirken und in unserem alltäglichen Lebensumfeld etabliert sein.
Seit vielen Jahren arbeiten die Mitarbeiter:innen im Präventionszentrum derSiT (Suchthilfe in Thüringen) im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie an dieser großen Aufgabe. Im Rahmen dessen entstand die Idee, Menschen über ganz neue Wege auf riskante Konsummuster, Verhaltensweisen, Abhängigkeit und Gesundheit anzusprechen und ein Forum für Begegnungen und Austausch zu schaffen.
Ausgelöst und inspiriert vom Besuch des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven wollten wir es wagen, für unsere Arbeit größer zu denken über Grenzen hinaus.
Warum sollte es nicht auch zur Suchtprävention und zum Umgang mit Abhängigkeit und Rausch ein Haus geben, in dem Besucherinnen und Besucher auf neue Weise lernen und reflektieren können?
Wir führten den fachlichen Diskurs mit den Thüringer Partner:innen in der Suchthilfe, dem Thüringer Gesundheitsministerium, den Landesstellen für Suchtprävention, Suchthilfe und Gesundheitsförderung, der Finderakademie Berlin, der ginko Stiftung für Prävention in Mühlheim an der Ruhr sowie der bundesweiten Suchtselbsthilfe. Es wurde beraten, diskutiert, philosophiert und konstruiert. Schließlich konnte ein Masterplan erstellt werden – für einen Schritt in eine neue Richtung.
Unsere Vision im Jahr 2017: Ein neues Ausstellungshaus, welches alle Schwerpunkte der Suchtprävention enthalten soll und Alkohol, Tabak, Glücksspiel, illegale Drogen, Medienverhalten etc. aus anderen Perspektiven beleuchten kann.
Neu entwickelte Materialien und Methoden könnten eingesetzt und von verschiedenen Zielgruppen (Kindergarten, Schule, Eltern, Unternehmen, Interessierte) genutzt werden.
Wir stellten uns folgende Angebote vor:
Mit der Möglichkeit für Erkenntniszuwachs und Teilhabe soll das Ausstellungshaus als innovativer Erkundungs- und Vermittlungsstandort in der Museumslandschaft eine Sonderstellung einnehmen.
Doch was nutzen gute Konzepte und Ideen ohne eine finanzielle Grundlage? Es war ein großes Glück, den heutigen Staatsminister, Ostbeauftragten der Bundesregierung und Erfurter Bundestagsabgeordneten Carsten Schneider sowie unsere Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner für unser Vorhaben zu gewinnen. Sie schufen den finanziellen Rahmen für die Welt der Versuchungen.
An dieser Stelle möchten wir allen, die sich von der Welt der Versuchungen begeistern lassen und sich für sie einsetzen, unseren großen Dank aussprechen.
Katrin Schnell,
Leiterin des Präventionszentrums der Suchthilfe in Thüringen gemeinnützige GmbH,
August, 2022
STIFTUNGSGRÜNDUNG
Am 28.03.2022 feierte die Stiftung Welt der Versuchungen ihre Gründung im Haus Dacheröden in Erfurt. Damit konnte ein Meilenstein zur Realisierung des Ausstellungshauses gesetzt werden. Die Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines neuen Ausstellungshauses an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst. Sie widmet sich alten und neuen Versuchungen und Süchten.
Bund und Land schließen sich bei diesem gesellschaftlich bedeutsamen Thema zusammen: Das Ausstellungshaus wird mit 20 Millionen Euro vom Deutschen Bundestag gefördert und vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie unterstützt. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe in Thüringen.
Bei den Inhalten rund um die Welt der Versuchungen denken Gesundheitsforscher:innen, Präventionsexpert:innen und Künstler:innen gemeinsam. Dies bietet neue Möglichkeiten, über Abhängigkeit und gutes Leben nachzudenken und Debatten anzustoßen. Die Kombination schafft Potenziale, um unterschiedliche Zielgruppen abzuholen und Brücken zu bauen: Zwischen den einzelnen Forschungsbereichen und den Kunstformen Musik, bildende Kunst, Tanz und Film.
Carsten Schneider, MdB, Staatsminister
Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
[…] Prävention und Aufklärung über Suchtgefahren verlangen immer wieder Antworten auf der Höhe der Zeit. Suchtverhalten ist dabei nicht nur ein medizinisches oder psychologisches Problem, sondern eine fortwährende Herausforderung an die gesamte Gesellschaft.
Gerade deshalb bietet das entstehende „Haus der Versuchungen“ mit seinem neuen, offenen und multiperspektivischen Zugang eine große Chance dafür, in Erfurt ein wegweisendes suchtpräventives Pilotprojekt mit bundesweiter Strahlkraft zu etablieren. […]
Heike Werner, Ministerin
Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie
Mit dem Haus ,Welt der Versuchungen' soll in Thüringen eine europaweit einzigartige Wissens- und Erlebniswelt entstehen, die das Thema Sucht interdisziplinär und zeitgemäß für eine breite Zielgruppe erlebbar macht. Mit der Verknüpfung von Suchtprävention, Gesundheitsförderung, Wissenschaft und Kunst beschreitet die Stiftung ,Welt der Versuchungen' neue Wege in der Geschichte der Suchtprävention. Ich freue mich daher sehr dieses besondere Vorhaben als Thüringer Gesundheitsministerin begleiten und unterstützen zu können.
Katharina Schenk, Staatssekretärin
Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales
[…] Als Wissens- und Erlebniswelt, die auf die individuellen Lebensrealitäten der Menschen eingeht, sie interaktiv durch Angebote zum Informieren und Nachdenken einlädt, bricht das Projekt viele verstaubte Tabus in der Suchtprävention auf. Letztendlich, und das ist das entscheidende, schärft es die Konsum- und Risikokompetenzen unserer Bürgerinnen und Bürger von jung bis alt. Ich bin besonders stolz darauf, dass wir in Thüringen ein so innovatives und einzigartiges Leuchtturmprojekt mit bundesweiter Ausstrahlung an den Start bringen konnten. […]
Thomas Bader, Stiftungsratsvorsitzender
[…] Der Betrieb eines solchen Vorhabens sollte in einem eigenständigen Organ geführt werden. Dafür erschien uns eine Stiftung als die passende Form. Die Stiftung ,Welt der Versuchungen‘ ist nun Trägerin des Konzepts und wird die komplexen Fragen zu neuen und alten Abhängigkeiten und zum gesunden und freien Leben in Ausstellungen formen, die Wissen vermitteln und gleichzeitig inspirieren, überraschen und immer wieder aufs Neue neugierig machen. […]
Die Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines neuen Ausstellungshauses an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst. Es widmet sich alten und neuen Versuchungen und Abhängigkeiten – von Drogen bis hin zu Social Media – und beleuchtet sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das Ausstellungshaus verfolgt damit einen innovativen Ansatz in der Suchtprävention.
Der Deutsche Bundestag hat 20 Millionen Euro für dieses Vorhaben zur Verfügung gestellt. Zudem wird es durch Zuwendungen des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gefördert und entsteht in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe in Thüringen.
Die Aufgabe der Suchtprävention ist, Menschen zu mehr Souveränität und einem gesunden, freien Leben zu verhelfen. Wie das gelingen kann, muss immer wieder neu erarbeitet werden.
Als lebendiger Raum verfolgt das Ausstellungshaus einen interdisziplinären Ansatz. Die Zusammenarbeit zwischen Kunstschaffenden und Expert:innen verschiedener Fachgebiete wird zu einem vorübergehenden Zusammenkommen, welches die disziplinären Grenzen nicht aufhebt, aber für einen produktiven und schöpferischen Moment beiseitelegt. So werden neue Verbindungen geschaffen und Perspektiven eröffnet. Licht und Schatten werden erforscht. Die Sehnsucht nach einem neuen Bewusstsein, nach Ekstase, grenzenloser Freiheit oder die Suche nach dem Kick und dem damit einhergehenden Zwang werden betrachtet und ergründet.
Im Fokus stehen Konsum und Kontrollverlust, ebenso wie Achtsamkeit, Gesundheit und innere Stärke/Resilienz. Diese Themen werden historisch und auch zeitaktuell beleuchtet und in Ausstellungen und Programmen gesellschaftlich, wissenschaftlich und künstlerisch diskutiert. Menschen jeden Alters werden zum Nachdenken eingeladen; Begegnungen quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen werden ermöglicht.
Die Ausstellungen werden von kultureller Vermittlungsarbeit begleitet und auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten – Vorträge und Debatten, Konzerte, und Performances, ergänzt um bildnerisch-praktische Workshops – deren Ergebnis ein Rap, ein Comic oder eine Videoarbeit sein kann und Fortbildungen für Multiplikator:innen.
Sucht ist seit Jahrzehnten ein gesellschaftliches Thema und bis heute brandaktuell. Suchtmittel sind immer leichter verfügbar. Die Nachfrage steigt quer durch alle Gesellschaftsschichten. Verhaltenssüchte wie Ess-, Spiel- oder Kaufsucht, wie auch übermäßige Nutzung digitaler Medien oder die Sucht nach Arbeit spielen inzwischen eine ebenso bedeutende Rolle.
Was passiert eigentlich beim Rausch mit uns, mit unserem Körper? Bei allen Suchtstoffen und -handlungen setzt das Gehirn Botenstoffe frei, die das Bewusstsein verändern und unser Verhalten steuern. Werden Belohnungs- und Lustzentrum aktiviert, fühlen wir uns glücklich und zufrieden. Und wer ist nicht auf der Suche nach Wohlbefinden und Euphorie?
Doch wann wird der abendliche Wein, das Essverhalten oder das Chatten pathologisch? Wann wird der Höhenflug zum Absturz? Wie lässt sich der Wunsch nach Rausch in unser Leben integrieren? Und wo begegnen sich die Worte Sucht, Sehnsucht, Suchen und Versuchung?
Das Anliegen des Ausstellungshauses geht uns (fast) alle etwas an. Ein ehrlicher und generationsübergreifender Diskurs ist eröffnet – in Erfurt, in Thüringen und über die Landesgrenzen hinaus.
PLANUNGSWETTBEWERB GESTARTET
Mit der Bekanntmachung des hochbaulichen und freiraumplanerischen Planungswettbewerbs zur Errichtung des ersten mit Bundesmitteln gebauten nachhaltigen Ausstellungshauses für Suchtprävention ist im Juni 2024 der Startschuss für den Bau der ‚Welt der Versuchungen‘ gefallen. Architekturbüros und Landschaftsarchitekt:innen sind aufgefordert, ihre Teilnahme am Wettbewerb für den Neubau und die Freiflächen auf dem Areal des Huttenplatzes in Erfurt zu bekunden. Die vollständige Ausschreibung ist im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht unter https://ted.europa.eu/de/notice/-/detail/370158-2024.
Bauherrin für das Ausstellungshaus ist die Stiftung Welt der Versuchungen, die in der Projektphase durch das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gefördert wird. Die Stiftung ist Initiatorin des neuen Ausstellungshauses, dessen Ansatz es ist, Suchtprävention und Gesundheitsförderung mit angrenzenden Wissenschaftsbereichen und den Künsten zu verbinden. Das Ausstellungshaus verfolgt damit einen ergänzenden Ansatz in der Suchtprävention. Das Bauvorhaben wird mit rund 20 Mio. EUR vom Deutschen Bundestag ermöglicht.
Die Stadt Erfurt ist Ausloberin des Wettbewerbs für die an das Ausstellungshaus angrenzenden öffentlichen Frei- und Verkehrsflächen. Durch deren Einbeziehung am nördlichen Eingang in die Altstadt von Erfurt soll für das Ausstellungsgebäude ein attraktives Umfeld geschaffen werden.
Ziel des Wettbewerbs ist es, einen ökologisch nachhaltigen und hochwertigen städtischen Raum zu gestalten, der Erfurter und Thüringer Bürger:innen sowie Gäste aus ganz Deutschland einlädt, sich dem Thema Versuchungen – von Drogen bis Social Media - auf überraschende Weise zu nähern. „Das Modellprojekt soll auch ein Vorzeigeprojekt beim Bau werden“, sagt Dr. Susanne Rockweiler, Chefkuratorin und erste Vorständin der Stiftung Welt der Versuchungen. „Dafür werden Räume benötigt, die in klarer und überzeugender Art neue und zukunftsweisende Arbeitsmöglichkeiten zulassen und gleichzeitig aufgrund von Form und Ästhetik begeistern und zum Nachdenken und Verweilen einladen.“
Im Fokus stehen Dauer- und Sonderausstellungsflächen sowie Räume für Tagungen, Kreativräume und Möglichkeiten für Bildungs- und Vermittlungsarbeit.
Die Ergebnisse des Planungswettbewerbes und der Sieger-Entwurf werden am 3. Dezember enthüllt. Alle Wettbewerbsarbeiten werden anschließend in einer öffentlichen Ausstellung präsentiert.
Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner, MdL:
„Wer schon einmal gebaut hat, der weiß: Es ist nicht immer einfach. Umso mehr freue ich mich, dass der Bau des Ausstellungshauses der ‚Welt der Versuchungen‘ nun mit der Bekanntmachung des Planungswettbewerbs in die erste konkrete Phase starten kann. Ich bin überzeugt, dass das neue Ausstellungshaus eine moderne und qualitativ hochwertige Vorsorge- und Aufklärungsarbeit für die Suchthilfe leisten wird. Wir brauchen neue Konzepte in der Suchtprävention und ich bin mir sicher, dass wir mit der ‚Welt der Versuchungen‘ deutschlandweit einmalig neue Wege einschlagen.“
Staatsminister und Ostbeauftragter der Bundesregierung Carsten Schneider, MdB:
„Mit dem Start des Architektur-Wettbewerbs ist für die ‚Welt der Versuchung‘ ein sehr wichtiger Meilenstein erreicht. Mit nicht unerheblichen Mitteln des Bundes wie des Landes entsteht ein Ort, der weit über die Region hinaus Strahlkraft entwickeln wird. Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft, Prävention und Gesundheitsförderung in einem innovativen und nachhaltigen Bauwerk wird neue Maßstäbe setzen und Menschen stärken. Deshalb freue ich mich sehr auf die kommenden Entwürfe und die klugen Ideen, die hier realisiert werden.
Beigeordneter der Stadt Erfurt für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe und Sachpreisrichter des Planungswettbewerbs Dr. Tobias J. Knoblich:
„Die der Standortortwahl zugrundeliegende Idee besteht darin, durch das Ausstellungshaus die Attraktivität der Stadt zu steigern und das innerstädtische Gebiet Huttenplatz aufzuwerten. Mit der Errichtung des Ausstellungshauses für die ‚Welt der Versuchungen‘ wird ein wesentlicher Beitrag zur Stadtreparatur geleistet.“
Die vollständige Ausschreibung ist im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht unter https://ted.europa.eu/de/notice/-/detail/370158-2024.
START DER BAU-REALISIERUNGSPHASE
Die Stiftung Welt der Versuchungen hat mit der Standortentscheidung des Erfurter Stadtrates, in der Innenstadt der thüringischen Landeshauptstadt neu bauen zu dürfen, einen weiteren Meilenstein in der Realisation des von ihr initiierten innovativen Ausstellungshauses erreicht. Mit dem zentral gelegenen Huttenplatz ist ein geeigneter Ort gefunden, um ein modernes und nachhaltiges Gebäude zu schaffen, das das Ausstellungshaus zukünftig beheimaten wird. „Mit dem Huttenplatz haben wir einen Ort in Erfurt gefunden, der zentral liegt. Ein modernes Ausstellungshaus hier an dieser Stelle wertet das Areal als Portal zur Innenstadt auf“, sagte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein beim Pressegespräch der Stiftung am 13. Februar 2023.
Baulich – aber auch inhaltlich – startet das vom Bund und Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie geförderte Haus somit in die Realisierungsphase. Die Eröffnung ist für Herbst 2026 geplant.
„Versuchungen sind groß – gerade in unserer Konsumgesellschaft. Der Druck, unter dem wir alle stehen, führt dazu, dass die Leute zur Flasche oder zu anderen Drogen greifen und eben nicht die Kontrolle darüber behalten“, sagte Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland. „Diese Stiftung wird im Bereich Suchtprävention Maßstäbe in Deutschland setzen.“
Das Haus widmet sich dem Thema Gesundheit und Abhängigkeit auf neue Art und Weise. Inhalte werden interdisziplinär erarbeitet und von Wissenschaftler:innen und Künstler:innen gemeinsam gedacht – ein in Deutschland und Europa bisher einzigartiges Konzept. Mit dem Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Erfurt hat die Stiftung Welt der Versuchungen drei starke Partner:innen an ihrer Seite, um dieses Modellprojekt zu realisieren.
Ziel der Stiftung Welt der Versuchungen ist es, ein Haus zu schaffen, das auf der Höhe der Zeit das Thema Abhängigkeit multiperspektivisch bearbeitet, immer wieder überrascht, aktuelle Themen aufgreift. Es bietet neue Möglichkeiten, über Abhängigkeit und gutes Leben nachzudenken und Debatten darüber anzustoßen – unter jungen Menschen, in Familien, in Schulen, unter Experten und Expertinnen.
„Wir müssen das gesellschaftliche Problem Sucht thematisieren, um die Gesellschaft präventiv, integrativ, interaktiv erreichen zu können. Durch so ein Haus kann es gelingen, den Einstieg zu schaffen in eine neue gesellschaftliche Diskussion über Drogen und Sucht, über Rausch und gesundheitliche Auswirkungen. Die Welt der Versuchungen ist ein Katalysator für eine Fortentwicklung der Suchtprävention in Deutschland“, betonte Burkhard Blienert, der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Die Thüringer Ministerin für Gesundheit Heike Werner ergänzte: „Es geht darum, Suchtprävention zu betreiben, die nachhaltige Effekte hat. Die Welt der Versuchungen wird dabei ein wichtiger Baustein sein – mit der Besonderheit eines wirklich innovativen Konzepts.“
Abbildungen:
1) Redner:innen beim Pressegespräch der Stiftung Welt der Versuchungen (v.l.n.r.): Staatsminister und Ostbeauftragter der Bundesregierung Carsten Schneider, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen Dr. Susanne Rockweiler, die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner, der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert, Initiator der Defensionskaserne Frank Sonnabend, Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein sowie Stiftungsratsvorsitzender Thomas Bader.
2) Medien beim Pressegespräch
3) Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert, die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen Dr. Susanne Rockweiler, Staatsminister und Ostbeauftragter der Bundesregierung Carsten Schneider und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (v.l.n.r.) betrachten beim Pressegespräch zum Standort des neuen Ausstellungshauses in Erfurt erste architektonische Entwürfe von Kindern, Schüler:innen und Studierenden
4) Podium beim Pressegespräch
Zwischen Glücksgefühl und Absturz?
20. Oktober bis 10. Dezember 2023
Ausstellungseröffnung: 19. Oktober 2023
Defensionskaserne Petersberg, Erfurt
BILANZ
„Wir haben den ersten Stein ins Wasser geworfen.“
Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen schließt mit positiver Bilanz
3.400 Besucher:innen, davon ein Drittel Schüler:innen. 40 Objekte aufstrebender und international renommierter Künstler:innen sowie aus der Wissenschaft. Keine Abschreckung, kein erhobener Zeigefinger: Mit ihrer Ausstellung „ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?“ schlug die Stiftung Welt der Versuchungen im Herbst 2023 in der Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg einen neuen Weg in der Suchtprävention ein. Die Bilanz ist positiv – rückblickend sowie auch hinsichtlich ihrer zukünftigen Arbeit.
„Die Besucher:innen haben unsere Erwartungen in zwei Weisen übertroffen“, resümiert Susanne Rockweiler, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen. „Einerseits bezüglich der Anzahl der Schulklassen, der Familien und Einzelbesucher:innen, die an unseren Führungen teilgenommen haben oder in den Austausch mit unseren Vermittlungskräften getreten sind. Andererseits in Bezug auf die Offenheit und Qualität der Gespräche, die sich daraus entwickelt haben.“ Dieser Austausch mit dem Publikum fand während Führungen, in der Ausstellung und im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen des Begleitprogramms statt. In den etwas anderen Thekengesprächen der Stiftung sprachen u.a. die international bekannte Musikerin Tabea Zimmermann und der renommierte Suchtforscher Prof. Dr. Rainer Spanagel über „Sucht, Musik, Glück und Neurowissenschaften“, die Wissenschaftler Gregor Burkhart und Maximilian von Heyden analysierten internationale Unterschiede im Umgang mit psychoaktiven Substanzen, Prof. Dr. Christiane Stock von der Charité Berlin erläuterte anhand des Virtual LimitLab Neues in der Alkoholprävention. Im Kinoklub Erfurt sahen Besucher:innen gemeinsam den aktuellen Kinofilm One for the Road und diskutierten anschließend mit Suchtbetroffenen und Akteuren der Suchtprävention/-hilfe über Abhängigkeit und den Weg heraus.
Auch das Presseecho zur Ausstellung war gut. Die nationale Presse berichtete positiv, darunter Printmedien von FAZ bis BILD, Radiosender von Deutschlandfunk bis Radio F.R.E.I. und Fernsehsender von MDR bis Salve TV.
Die Erkenntnisse aus ON A NIGHT TRIP fließen nun in die nächste Ausstellung ein, die die Stiftung Welt der Versuchungen im Sommer 2024 zum Thema Social Media plant – und natürlich auch in das mit Bundesmitteln geförderte Ausstellungshaus, das – so die Planung – im Winter 2026/27 in Erfurt eröffnet. „Mit ON A NIGHT TRIP sind wir mit Menschen ins Gespräch gekommen, haben zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Gleichzeitig haben wir selbst viel für unsere zukünftige Arbeit gelernt“, so Susanne Rockweiler. „Unsere Bilanz: Wir haben einen ersten Stein ins Wasser geworfen. Ermöglicht haben dies nicht zuletzt auch unsere Partner und Unterstützer. Wir danken besonders unserem Wissenschaftlichen Beirat – Gregor Burkhart, Katja Naie, Sarah Ancelle Schönfeld, Rainer Spanagel und Maximilian von Heyden, der SiT – Suchthilfe in Thüringen sowie unseren Förderern, dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, der AOK Plus und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.“
Teilnehmende Künstler:innen waren: Nevin Aladağ, Asana Fujikawa, Stefani Glauber, Anatol Hanau, Martin Parr, Adrian Piper, Alona Rodeh, Sarah Ancelle Schönfeld, Philipp Stöckel, Nasan Tur und Paula Wolber.
Abb.: Alona Rodeh, In Dreams, production still Maya Luzon, short film, 2016/2019. Courtesy of the artist, Christine König Galerie Wien © VG Bild-Kunst, Bonn 2023.
Das Nachtleben ist Kulminationspunkt von Euphorien aller Art und dem Versprechen, sich gut zu fühlen. Anders als bei der Arbeit oder in der Schule lockt es uns mit der Versuchung der Entgrenzung, und damit einem Zustand, der oft mit Substanzkonsum einhergeht: Alkohol, Ecstasy, Kokain und Cannabis gehören häufig zum Feiern dazu, wie gute Musik, Flirten und Tanz.
Was suchen Menschen in Clubs, auf Partys oder Festivals? Folgt ein Partyabend immer demselben Drehbuch? Wo lauern Gefahren – diese zeigen wir. Und gibt es Night Trips ohne Blues – darüber denken wir gemeinsam mit den Besuchenden nach. ON A NIGHT TRIP ermöglicht, einen Diskurs über Gesundheit im Partykontext inmitten der Gesellschaft zu eröffnen: auf neue und überraschende Weise.
Die Ausstellung wurde von einem Zusatzprogramm für Schulklassen und Studierende, von Diskussionen mit und für Clubbesitzer:innen und Clubber:innen sowie Vorträgen begleitet. Eine Publikation ist erschienen.
Kooperationspartner:innen:
Ziel dieser und der kommenden Ausstellungen ist es, aus den Ergebnissen und Erfahrungen Rückschlüsse zu ziehen, die in die Konzeption des neuen Hauses einfließen.
Folgende Produkte können noch erworben werden:
Katalog: 10 EUR*
Plakat: 5 EUR*
Edition "Ritus" von Asana Fujikawa: 320 EUR* (Auflage: 20 Unikate, Abb. abweichend)
Für die Ausstellung On a Night Trip schuf die Künstlerin Asana Fujikawa eine neue Werkserie, bestehend aus dem zwischen autobiografischer Erfahrung und poetischer Erzählung changierenden Text Licht im Regen, den vier Keramiken Nacht, Nacht 2, Silvester und Schatten sowie der Radierung Ritus.
Die Edition Ritus zeigt eine Szene an einem Lagerfeuer vor einem Haus, dem Künstlerhaus in Hamburg, in dem Asana Fujikawa selbst einmal wohnte. Einige ihrer dargestellten Figuren stehen beisammen im Licht des Feuers, lachend und trinkend. Andere Figuren sind etwas abseits und beschattet, mal zu zweit und auch allein. Mit der Radierung greift Asana Fujikawa ihre Erzählung von stabilen und instabilen Menschen auf und überführt diese in eine detaillierte Bildsprache. Wiederkehrende Motive sind zum einen Flaschen alkoholischer Getränke. Diese erzählen von in Deutschland kulturell verankerten Trinkgewohnheiten und der breiten Akzeptanz von Alkohol in der Gesellschaft. Zum anderen begegnen uns auf der Radierung wiederholt Geisterfiguren, die im japanischen Shintō Kami genannt werden. Nach diesem Konzept kann alles, was starke Gefühle beim Menschen erzeugt, als Kami angesehen werden, wie Angst, Scham, Faszination, Freude.
Die Edition wurde in einer Auflage von 20 Exemplaren + 2. A.P. gedruckt.
Sie ist nummeriert, datiert, betitelt und signiert (recto auf Japanisch; verso die lateinische Transkription)
Da die Künstlerin Asana Fujikawa vor jedem Druck den Farbauftrag bearbeitet hat, ist jede Radierung ein Unikat.
Verkaufspreis: 320 EUR* brutto
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Tel.: 0361-30 25 79 34
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